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Retrospektive

Neuer Umgang mit dem Thema Tod erforderlich
„Die Menschen werden älter, ältere Menschen werden mehr, derzeit ist jede 5. Person im Landkreis Freudenstadt eine Seniorin oder ein Senior“, so Martin Zerrinius, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Freudenstadt bei der Begrüßung zu Filmabend des Kreisseniorenrats im Medienraum der Grundschule Eutingen, „die Anzahl der pflegebedüftigen Menschen, auch mit Demenz, wird zunehmen“.
Wie gehen wir mit Menschen, die an Demenz leiden um? Mit diesem Thema beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Filmabend im Rahmen des 13. Europäischen Filmfestivals der Generationen beim Film „MITGEFÜHL – PFLEGE NEU DENKEN – „Umsorgung“ – als Pflegekonzept in einer dänischen Demenz-WG.
Die meisten Menschen sind beim Thema Demenz unsicher. Angehörige von Demenzkranken sind froh, den Patienten in einem Senioren- und/oder Pflegeheim unterbringen zu können. Kann dort den Bedürfnissen dieser Menschen nachgekommen werden?
Ein Blick nach Dänemark, in das Pflegeheim „Dagmarsminde“, idyllisch gelegen inmitten von Feldern, Wald und Wiesen, gab einen neuen Einblick in den Umgang mit Demenzpatientinnen und -patienten, denn „Dagmarsminde“ sticht durch sein einzigartiges Pflegekonzept hervor. Ein dänisches Kamerateam beobachtete eineinhalb Jahre Personal und Bewohner des Pflegeheims. Seine Gründerin und Leiterin May Bjerre Eiby nennt es „Umsorgung“.
Statt Ruhigstellung mit Medikamenten gibt es für die elf Menschen mit Demenz Kuchen und auch mal ein Gläschen Sekt, freundliche Berührungen und immer ein offenes Ohr. Die engagierten Pflegerinnen kümmern sich mitfühlend, respektvoll und mit unendlich viel Geduld um die pflegebedürftigen Menschen, denen Alltagskompetenzen und Gedächtnis zunehmend verloren gehen – was zuweilen zu Konflikten und emotionalen Ausbrüchen führt. Obwohl das Heim nicht mehr Mittel zur Verfügung hat als andere, bleiben in der vertrauensvollen, positiven Atmosphäre Lebensqualität und Würde erhalten. Und wenn wieder ein Mitglied der Gemeinschaft gestorben ist, dann wird ihm mit einem gemeinsamen Lied die letzte Ehre erwiesen.

In der anschließenden Diskussion, die vom Leiter des Geriatrischen Schwerpunkts der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH, Dr. Klaus Rademacher, moderiert wurde, wurden zahlreiche Unterschiede zu Dänemark festgestellt. So sind dort die Kommunen für die Versorgung von Pflegebedürftigen auch finanziell zuständig. Eine Pflegeversicherung wie in der Bundesrepublik Deutschland gibt es nicht. Auch steht entsprechendes Personal ausreichend zur Verfügung.
Auffallend war für die überwiegend weiblichen Teilnehmer an diesem Abend, dass das Personal Zeit für die Patienten und für die Arbeit hinter den Kulissen für die Patientinnen und Patienten haben. Schon die Einstellung zum Sterben und den Tod unterscheiden die Dänen von uns Deutschen.
Stirbt bei uns in einer Alten- bzw. Pflegeeinrichtung wird die verstorbene Person dann abtransportiert, wenn die restlichen Bewohnerinnen und Bewohner davon nichts mitbekommen. In „Dagnarsminde“ nehmen die Bewohner mit einem Glas Wein oder Sekt und einem gemeinsamen Lied Abschied von der verstorbenen Person. Der Abschied von einem Menschen lässt sich so leichter verarbeiten wie im Anonymen. Der Vorteil dabei, es kostet kein Geld, denn, so waren sich alle einig, der Tod gehört zum Leben.

Auch die Gemeine Eutingen nahm sich dem Thema „Demenz“ an und veranstaltete die Auftaktveranstaltung „Demenzfreundliches Eutingen“ am 26. Oktober 2022,, im Bürgerzentrum in Eutingen.