Berufsende in Sicht – Weichenstellen für einen neuen Lebensabschnitt
Mehr als vierzig/fünfundvierzig Jahre dauert in der Regel ein Berufsleben. Ob in einer Arbeit am Tag oder in einem Schichtbetrieb, das Arbeitsleben diktiert den täglichen Ablauf der Arbeitnehmenden. Doch dann, urplötzlich und unerwartet, kommt der letzte Arbeitstag und ein neuer Lebensabschnitt, vergleichbar mit der Einschulung oder dem Eintritt ins Berufsleben, beginnt. Es ändert sich viel. Um die Weichen für den neuen Lebensabschnitt richtig zu stellen, zeigt eine Veranstaltung der Kreisvolkshochschule und des Kreisseniorenrats am Samstag, 30. November 2024 in Kreishaus.
In drei Abschnitten soll auf die Veränderung eingegangen werden. Herr Dr. Klaus Rademacher vom Klinikum Freudenstadt hat die medizinischen Aspekte unter das Motto „Aktiv bleiben – gelassener werden“ gestellt.
In einer kurzen Einführung werden natürliche Alterungsprozesse und nachlassende Körperfunktionen besprochen. Es stellt sich die Frage, ob ein langes Leben bei guter Gesundheit „geschenkt oder erarbeitet“ wird. Dr. Rademacher zeigt wichtige gesundheitsfördernde Maßnahmen auf, die in jedem, auch in höherem Alter noch Einfluss auf unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit und Lebensqualität haben.
Im Bereich der sozialen Vorsorge konzentriert sich der Facharzt für Geriatrie auf den Bereich „Mein Wille geschehe – Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“. Auch Aspekte der Sterbehilfe finden Erwähnung, da älter werdende Menschen sich oftmals mit diesem Thema beschäftigen.
Einige typische Erkrankungen des älteren Menschen werden vorgestellt, so zum Beispiel Koronare Herzerkrankung, Schlaganfall und Demenz. Auf die Bedeutung von mittlerweile 14 bekannten Risikofaktoren für geistigen Abbau und Demenz wird eingegangen unter dem Hinweis, dass wir selbst die Wahrscheinlichkeit für deren Auftreten mit beeinflussen können.
Damit der Übergang in die Rente gelingt, hat das Heidelberger Institut für Altersforschung fünf Faktoren entwickelt, die Dr. Gero Kerig vom Kreisseniorenrat im zweiten Teil vorstellen wird. Nach Wegfall der beruflichen Strukturen, die unserem Leben den stärksten Stempel aufdrücken, fällt von heute auf morgen dieses Zeitkorsett weg. Einen Übergang in den Ruhestand können die wenigsten fließend gestalten. Dennoch ist dies DER Augenblick, um das Leben nun endlich ganz nach den eigenen Vorstellungen zu leben.
Der Beruf bietet uns ein permanentes Trainingsfeld. Körperliche, geistige und soziale Aktivitäten werden von uns täglich gefordert. Viele Fähigkeiten und Fertigkeiten werden damit ständig geübt und bleiben damit erhalten. Im Ruhestand ist nun jeder selbst für das Erhalten dieser Fähigkeiten verantwortlich. Sonst droht vorzeitiges Altern.
Alle Menschen brauchen Anerkennung und Resonanz. Wo dies fehlt, steigt die Zahl der von Psychopharmaka oder Alkohol abhängigen älteren Menschen.
Einsamkeit macht alt und krank. Soaps und andere Fernsehshows sind kein Ersatz für Beziehungen zu realen Menschen. Ein soziales Netzwerk – am Besten schon vor Eintritt in das Rentenalter – ist die beste Versicherung gegen Einsamkeit.
Partnerschaftskrisen nehmen nach Berufsende zu. Entfremdung wird jetzt – wenn man plötzlich den ganzen Tag „aufeinander hockt“ – deutlich. Scheidung statt Silberhochzeit ist durchaus gängig. Zudem müssen die innerfamiliären Rollen neu verteilt werden. Anforderungen und Erwartungen können da schon mal hart aufeinanderprallen. Auch das Aufgehobensein innerhalb einer gesunden Familienstruktur schützt vor einem allzu abrupten Absturz nach dem Berufsende und vor drohender Einsamkeit.
Im dritten Teil zeigt der Vorsitzende des Kreisseniorenrats Martin Zerrinius praktische Vorschläge für das aktive Leben im Ruhestand.
Am Vorabend vor des Volkshochschul-Kurs, Freitag, 29. November 2024, 17:30 Uhr zeigen die Akteure im Subiaco-Kino im Freudenstädter Kurhaus den Film „Die goldenen Jahre“. Der Eintritt ist frei.
Das schweizerische Ehepaar Alice und Peter Waldvogel, seit 42 Jahren verheiratet, entdeckt nach dem 65. Geburtstag des Mannes und seiner Pensionierung, dass sein Bedürfnis nach «Ausschlafen» im krassen Widerspruch zum Tatendrang seiner Frau steht. Als sie sich auch während einer Mittelmeer-Kreuzfahrt auf der Costa Smeralda kaum näherkommen, kehrt Alice von einem Landausflug kurzentschlossen nicht wieder aufs Schiff zurück. Nachdem sie herausfindet, dass ihre beste Freundin Magali, die beim Wandern völlig überraschend verstirbt, eine langjährige Affäre in Frankreich hatte, beginnt auch sie über ihre Bedürfnisse nachzudenken.
Die Emanzipationskomödie schildert zuerst mit leisen dramatischen Tönen die aus dem Lot geratene Beziehung, um dann zurückhaltend den Ausbruch zu beschreiben. (Alice: «Ich bin 65, nicht 90!»)
Dr. Gero Kerig,
Dr. Klaus Rademacher